Eine Frage der Macht (Mt 28,20)

Möge die Macht mit euch sein!

Nicht alle kennen Star Wars! Die Eltern-Generation vielleicht schon eher. Es ist die spannende Geschichte um den jungen Helden Luke Skywalker, der gegen die Macht des Bösen antritt, um das Universum zu retten.

Und es ist ein echtes Universum, mit unzähligen Gestalten, Welten und Lebewesen. Ewoks, Sith, Wookies, Huts, Droiden, Jedi-Ritter, sie alle ringen um die Vorherrschaft in der bewohnten Welt, die natürlich weitaus größer ist als das Weltall, das wir kennen. Da wird gekämpft, in offenen Kriegen und verdeckte Intrigen. Mit allen Mitteln und Waffen, die es im Science Fiction-Genre gibt.

Eine ganz zentrale Rolle dabei spielt aber die Macht. Sie ist unsichtbar, nicht zu fassen, aber absolut spürbar. Diese Macht wird beschrieben als ein „Energiefeld“, das alle Lebewesen umgibt. Alles, was lebt, hat diese Macht! Aber nur diejenigen, die besonders viel davon haben, können sie so ausbilden, dass sie damit etwas bewegen können. 

„Wozu die Macht du gebrauchst, zeigt, auf welcher Seite du stehst“, sagt der alte Meister Yoda. Denn es gibt eine dunkle Seite der Macht und eine helle. Beide Seiten kämpfen miteinander. Es geht hin und her, mal gewinnen die einen, mal verlieren die anderen. 

Ja, Star Wars ist Kult. Und das nun schon seit 1977. Ein Ende der Kinofilme ist nicht abzusehen. Gerade ist wieder eine neue Serie mit Boba Fett erschienen. Ich finde, diese Geschichte, dieses Weltbild, hat viel von dem, was in unserer Welt so abgeht. Da rangeln auch verschiedene Kräfte um die Vorherschafft. Ganz gleich, ob in der Politik, der Wirtschaft oder in der Schule. Auch bei uns gibt es Konflikte, wo es um Macht geht. Macht über andere, wirtschaftliche Macht. Aber auch Macht, diese Welt zu mitzubestimmen. Gerade der Krieg in der Ukraine ist so ein Beispiel. Ja, ich denke, das „Star Wars“ Universum ist vielleicht gar nicht so weit weg von uns, wie manche glauben.

Ihr, liebe Konfis, habt in den vergangen eineinhalb Jahren auch ein Universum kennen gelernt, von dem einige noch gar nichts wussten und andere schon ein bisschen mehr. Gemeinsam waren wir auf die Suche nach der Macht. Zusammen haben wir überlegt, um was es im christlichen Glauben eigentlich geht. Was der Kern des Christentums ist. Wir haben manche merkwürdigen Themen diskutiert, auf die viele Eurer Mitschülerinnen und Mitschüler wahrscheinlich nie kommen würden.

Und wir sind zusammen gereist. Zwar nicht mit einem Raumschiff durch die Galaxie, aber wohl mit einem Kanu auf der Schlei. Manchmal bin ich mir ein bisschen so vorgekommen wie Meister Yoda, der dem jungen Skywalker versucht, den Gebrauch der Macht nahezubringen. Am Anfang stellt sich Luke auch nicht sehr „glücklich“ an. Aber dann wird aus ihm einer der bedeutendsten Jedi-Ritter, der die Macht klug und effizient einsetzt.

Alle, die Euch in dieser Zeit begleitet haben, Eltern und Großeltern, Geschwister, Patinnen und Paten, Verwandte, Freundinnen und Freunde, haben wohl mitbekommen, wie Ihr Euch in dieser Zeit, seit dem Herbst 2020 verwandelt habt. Heute schauen wir in Gesichter, die ein bisschen reifer, weiser und erfahrener geworden sind. Alle seid Ihr gewachsen, innerlich und äußerlich.

Den Umgang mit der Macht des christlichen Glaubens habt Ihr kennen gelernt. Ausgelernt habt Ihr natürlich noch nicht. Wahrscheinlich reicht noch nicht mal ein ganzes Leben, um damit fertig zu werden. Damit, was es heißt, zu glauben. Glauben heißt ja: Akzeptieren, dass die eigene Kraft beschränkt ist. Es ist total wichtig, dass man auch die eigenen Grenzen erkennt. 

Und Glauben heißt auch, darauf vertrauen, dass da eine Macht ist, die mich trägt. Die ich besonders dann spüren kann, wenn alles andere im Leben nicht mehr so stabil ist. In Pandemie- und Kriegszeiten und im ganz normalen Wahnsinn des Alltags.

Diese Macht – Christen nennen sie „Gott“ – steckt auch in allen Lebewesen. Sie ist geheimnisvoll, man kann sie nicht sehen oder greifen. Doch man kann sie spüren! Sie ist nicht immer gleich stark, aber gerade dann, wenn wir sie brauchen, ist sie da.

Mit dieser Macht „Gott“ ist es so, wie mit vielem in der Welt: Es kommt darauf an, ob man ihr einen Platz einräumt im Leben. Es gibt ja genug Leute, die super ohne sie auskommen. Meinen sie zumindest.

Bei Star Wars ist das auch so. Es gibt sogar Wesen, die sind komplett immun gegen die Macht. Da passiert rein gar nichts. Ich glaube, es ist nicht schlimm, wenn jemand kein Gespür für diese Macht hat. Solange er oder sie trotzdem gut durchs Leben kommt und auch Krisen bewältigen kann, ist das doch in Ordnung. Man kann ja auch so erkennen, dass man nicht alleine auf der Welt ist. Und dass man sein Leben und diese Welt gestalten muss. Zum Guten oder eben zum Bösen. Es liegt alleine an uns Menschen, wozu wir unsere Lebenszeit nutzen. Ob wir Gutes bewirken oder nur auf uns selbst schauen.

Als Kirchengemeinde sind wir die Versammlung derjenigen, die der hellen Seite der Macht anhängen. (Zumindest ist das ein Selbstverständnis von Kirche.) Denn wir setzen unsere Kräfte ein: Nicht nur für uns selbst, unser Wohlergehen, sondern auch für andere. Für Menschen am Rand, für Traurige und Geknickte, für Einsame und Geflüchtete. Ja, eigentlich für alle Lebewesen, auch Tiere und Pflanzen.

Wir wollen, dass alle gut zusammenleben. Das alle zu ihrem Recht kommen. Ohne Verlierer. Wir nutzen unsere Kraft. Im Alltag, aber auch im Gottesdienst. Wir beten, wir singen, wir sammeln uns. Das gibt Kraft – uns und der Welt. 

Deshalb braucht es Kirche. Als Gemeinschaft der Jedi-Ritter, äh… Pardon, als Gemeinschaft der Heiligen. Insofern seid Ihr nun auch so etwas wie junge Jedi-Ritter, im Umgang mit dieser Macht etwas vertrauter als andere. Und wie bei Luke Skywalker (was übrigens „Himmelsläufer“ auf Deutsch heißt), könnt Ihr Eure Fähigkeiten mit der Macht im Laufe Eures Lebens ausbauen. Könnt Fragen stellen und Antworten versuchen. 

Manchmal muss man dabei auch mal auftanken. Das Energiefeld stärken, damit die Macht nicht verloren geht. Für uns Christinnen und Christen ist dies das Abendmahl. Hier kommen wir ganz direkt mit dem Zentrum dieser Macht in Berührung. Jesus als die Mensch-gewordene Liebe Gottes lädt uns ein, immer mal zwischendurch aufzuladen. Zu spüren, dass Gott bei uns ist, in uns. Zu spüren, zu schmecken, erleben. In der Hostie, im Saft der Reben, in der Gemeinschaft am Altar. 

Das feiern wir gleich auch. Und hoffentlich können wir dann auch spüren, dass die Macht mit uns ist. Amen.

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