Brot und Posaunen (Joh 6,47-51)

„Der Mensch lebt nicht vom Brot allein.“ sagt Jesus an einer Stelle im Matthäusevangelium. 

Da ist was Wahres dran.

Was aber braucht der Mensch, was brauchen wir noch zum Leben? Ein gutes Stück Wurst oder Fleisch? Hm, das gefällt mir als Vegetarier nicht so gut.

Vielleicht Käse und Milch? Nein, da würden Leute widersprechen, die sich gut vegan ernähren. Ganz ohne tierische Eiweiße.

Dann aber bestimmt: Kaffee und Kuchen. Steht ja auch schon auf den Tischen und wird bald hier verzehrt. Aber ist es wirklich lebensnotwendig?

Der Mensch lebt nicht vom Brot allein. Zumindest nicht von dem Brot, das er selbst backen kann. Wer von uns schon mal nur sehr wenig zu essen hatte, weiß zwar, wie wertvoll ein Stück Brot sein kann. Wie gut es schmeckt und sättigt, wenn es nichts anderes gibt.

Andererseits, wer im heutigen Überfluss lebt, findet ein einfaches Burger-Brötchen von McDonalds wohl eher langweilig.

Nein, der Mensch lebt nicht vom Brot allein. Jesus hat wohl Recht. Es braucht mehr, für ein gutes, ein erfülltes Leben.

Nur was? 

Die Zutaten für so ein Leben können ja vielfältig sein: Ausreichend Nahrung, Kleidung, ein Dach über dem Kopf. Ja, all das ist wichtig, aber wohl nicht alles.  Wer schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat, weiß, dass ein voller Bauch allein auf Dauer nicht ausreicht.

Was aber stillt unseren Hunger? Den Hunger nach erfülltem Leben?

Dann gibt es noch die Dinge, die nicht materiell sind: Liebe, Zärtlichkeit, Geborgenheit, Vertrauen, überhaupt:  Freundinnen und Freunde, Familie.

Der Mensch lebt nicht vom Brot allein. Der Mensch ist ein Beziehungswesen. Ohne das ist es ganz schwer, zu leben. Ohne Beziehungen zu anderen, zu Mitmenschen, zu Tieren, ja zu allem, was lebt.

Und dann? Was braucht er noch, der Mensch?

Nun, ganz sicher darf am heutigen Tag nicht die Musik fehlen. Musik brauchen wir Menschen zum Leben.  Oder etwa nicht? Gibt es jemanden hier, der gut und gerne auch ohne Musik auskommen könnte? Das würde mich wundern.

Ich zumindest bekenne ganz offen: Ohne Musik würde mir etwas Gravierendes fehlen in meinem Leben. Ganz gleich, welcher Art diese Musik ist.

Nun haben ja die Konfis ja vorhin schon gemutmaßt, dass Gott ja vor allem ein Faible für Bläsermusik hat.  Posaunen sind ja in der Bibel prominente Musikinstrumente. Kommen immer wieder vor. Ob bei den Engeln im Himmel oder bei den Priestern im Jerusalemer Tempel. Als die Stadt Jericho eingenommen wurde, sollen Posaunen zum Einsatz gekommen sein und bei der Vision am Ende der Welt spielen Posaunen eine wichtige Rolle.

Und natürlich auch in unserer Kirchengemeinde: Da ist der Posaunenchor nicht wegzudenken. Bestimmte Anlässe im Jahreslauf ohne den vollen Klang der Bläser würde uns in der Kirche echt was fehlen.

Allerdings, wenn man unseren Posaunenchor anschaut, dann sind das gar nicht alles Posaunen.  Da haben sich noch ein paar andere Blechbläser heimlich daruntergemischt. Trompeten sind da auch dabei, und die Tuba…

So auch in der Bibel: Wahrscheinlich war wohl Martin Luther ein großer Posaunen-Fan. Denn er hat bei seiner Übersetzung der Heiligen Schrift ins Deutsch alle möglichen Blas-Instrumente zu Posaunen gemacht: Hörner, Trompeten, Flöten. Für Luther alles Posaunen.

Also sollten wir besser sagen: „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein. Es darf noch `ne Posaune sein“? Würde gut zum heutigen Anlass passen. Aber greift wohl auch zu kurz.

Nein, im Predigttext, den wir vorhin in der Schriftlesung gehört haben, da geht es zwar auch um Brot. Aber es ist ein besonderes Brot. Das Brot des Lebens:

Jesus spricht: Wer glaubt, hat das ewige Leben. Ich bin das Brot des Lebens. Wer davon isst, wird nicht sterben. Ich bin das Lebensbrot, das vom Himmel herabgekommen ist. Wenn jemand von diesem Brot isst, wird er in Ewigkeit leben.

Eigentlich also geht es um das ewige Leben. Wer glaubt, hat das ewige Leben. HAT, steht hier. Der hat’s schon, der muss nicht mehr darauf warten. 

„Ewiges Leben“ meint im Johannesevangelium nichts anderes als die Erfahrung, dass das Leben Sinn macht. Trotz allem, was Schreckliches passiert in der Welt, in unserem Alltag.  Trotz der Verzweiflung, die sich manchmal bei uns einschleicht. Heimlich, mit jeder schlimmen Diagnose, mit jeder Schlagzeile über den Hunger in der Welt, mit jeder neuen Studie über die Auswirkungen des Klimawandels. 

„Ewiges Leben“ – das ist nicht eine zeitliche Länge, sondern geht in die Tiefe; Erfüllung, Fülle. 

Jesus ist das Brot des Lebens. In seiner Nähe haben Menschen erfahren, wie das geht: erfülltes Leben. Er hat es ihnen vorgelebt. Konzentriert auf das Wesentliche. 

Was ist das höchste Gebot? wurde er einmal gefragt. Gott lieben und den Nächsten wie sich selbst. Für das leckerste Rezept braucht es manchmal nur die einfachsten Zutaten.

Selbstliebe, Nächstenliebe und Gottesliebe, das konnten und können wir heute noch von Jesus lernen. Das macht ihn zum Brot des Lebens, das uns sättigt ohne zu stopfen.

Für diese Rezept haben Menschen ihn auch gehasst. Diese einfachen Zutaten haben nicht allen geschmeckt. Besonders nicht denen, die gerne ihr eigenes Süppchen kochen und davon am besten nichts abgeben wollen. Und das hat ihn schließlich ans Kreuz gebracht. 

Der Lätare-Sonntag, der heute mitten in der Passionszeit liegt, wird zum Sinnbild für dieses Brot des Lebens: inmitten der Fastenzeit, feiern wir ein Fest in Vorgeschmack der Osterfreude: Jetzt schon schmecken wir das ewige Leben. Der Duft entfaltet sich! 

Deshalb passt es auch gut, dass wir heute das Jubiläum unseres Posaunenchors feiern. Trotz oder gerade wegen der Passionszeit.

Jesus ist das Brot des Lebens. Sein Angebot steht: Das Brot ist da. Es duftet! Wenn ich Hunger habe, und Brot da ist, greife ich zu. Ich koste. Das Brot lässt sich nehmen, als Lebensmittel. Es duftet nach Himmel und Ewigkeit und Erlösung. Nach Eins sein mit sich. 

Ich muss nicht das Brot des Lebens selber sein. Und ich muss mir nicht die Lebensenergie selbst backen. Sondern sie ist da und ich kann mir eine Scheibe abschneiden, jeden Tag. Gott ist da und alles was dazu gehört: Kuchen, die Wurst, die Liebe und Zärtlichkeit. Und für die meisten von uns heute auch besonders: die Posaunen. 

Amen.

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